Der volkswirtschaftliche Nutzen von Bewegung/Die volkswirtschaftlichen Kosten von Inaktivität

Bedingt durch den technologischen Wandel und die demografische Entwicklung steigen die Gesundheitsausgaben stetig an. Die hier vorgestellte Abbildung zeigt die volkswirtschaftlichen Kosten durch Inaktivität. Die direkten Kosten umfassen dabei all jene Kosten im Gesundheitssystem, die direkt auf die jeweilige Erkrankung zurückzuführen sind. Die indirekten Kosten schließen alle volkswirtschaftlichen Kosten ein, die krankheitsbedingt durch eine verminderte Berufsfähigkeit oder aufgrund eines Verlustes an Produktivität entstehen. Die intangiblen Kosten beinhalten sämtliche Folgeerscheinungen von Krankheiten sowie von Inaktivität, die sich kaum in Geldeinheiten ausdrücken lassen, jedoch für die PatientInnen mit erheblichen Einbußen der individuellen Lebensqualität einhergehen können.

Die durch körperliche Inaktivität anfallenden Kosten im Gesundheitswesen werden auf rund 1,3 bis 1,9 Mrd. Euro geschätzt. Den größten Anteil daran nehmen die Kosten für Behandlungen von Diabetes Typ 2 sowie von Rückenleiden ein. Bei den indirekten Kosten dominieren die durch Invalidität bedingten Kosten der Berufsunfähigkeit, welche auf rund 190 bis 290 Mio. Euro geschätzt werden. Invaliditätspensionen aufgrund von Arthrose und Depression nehmen einen besonders hohen Anteil an den inaktivitätsbezogenen Berufsunfähigkeitskosten ein. Ein weiterer, durch Inaktivität verursachter, Produktivitätsentgang liegt in den Kosten für Krankenstände, die jährlich zwischen 38 und 58 Mio. Euro betragen. Die höchsten Kosten verursachen dabei Krankenstände aufgrund von Arthrose, Depression sowie Rückenleiden. In Summe verursacht körperliche Inaktivität, sowohl im Gesundheitswesen wie auch gesamtwirtschaftlich durch Produktivitätsentgang und Berufsunfähigkeit, Kosten in Höhe von rund 1,6 bis 2,4 Mrd. Euro jährlich. Dies entspricht 0,5 bis 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Die steigenden Gesundheitsausgaben bedingen daher Konzepte, die dieser Kostendynamik entgegenwirken. Um einen gesunden Lebensstil zu forcieren, steht die Förderung körperlicher Aktivität an oberster Stelle in der Gesundheitspolitik. Sowohl die WHO als auch zahlreiche nationale Initiativen in Form von Bewegungsempfehlungen erkennen den substanziellen Wert von physischer Bewegung zur Prävention von Krankheiten und zur Gesundheitsförderung an. Für eine erfolgreiche Implementierung einer aktivitätsbezogenen Gesundheitspolitik ist nicht nur die Rezeption medizinischer und sportwissenschaftlicher Erkenntnisse von enormer Bedeutung, auch ökonomische Implikationen, wie volkswirtschaftliche Kosten von Inaktivität, stellen eine substanzielle Basis von zukünftigen Handlungsoptionen dar. Der volkswirtschaftliche Nutzen von Bewegung bildet somit den Grundstein für eine evidenzbasierte Gesundheitspolitik.