Die tägliche Turnstunde

Die Anzahl der übergewichtigen Menschen hat sich in den europäischen Ländern seit den 1980er Jahren verdoppelt bis verdreifacht. Auch die Anzahl an übergewichtigen Kindern ist besorgniserregend, da die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass diese im Erwachsenenalter übergewichtig bleiben. Zahlreiche Studien zum Thema Bewegungsmangel und Übergewicht belegen, dass Interventionen, wie die tägliche Turnstunde an Kindergärten und Schulen, diesen Trend wirksam abmildern können.

Schulen und Kindergärten zeichnen sich durch eine große Breitenwirkung von Maßnahmen aus und setzen in einem Lebensalter ein, das gerade für körperliche Aktivität und Fitness im Erwachsenenleben prägend ist. Die tägliche Turnstunde würde die durchschnittliche Bewegungszeit der Kinder pro Tag gegenüber den bestehenden Stundenplänen um ca. 17 bis 26 Minuten erhöhen, wenn man davon ausgeht, dass die bestehenden durchschnittlichen zwei bis drei Wochenstunden auf fünf Wochenstunden angehoben werden. Ohne diese Intervention ist davon auszugehen, dass sich der Anteil der körperlich aktiven Erwachsenen in Zukunft drastisch verringern wird. Sowohl kurz- als auch langfristig ist der Mehraufwand hinsichtlich der täglichen Turnstunde nicht annähernd so hoch wie die lukrierte Bruttowertschöpfung, der Bruttoproduktionswert und die dadurch abgesicherten Arbeitsplätze.

Die gesundheitsökonomischen Effekte von Bewegungsförderung in der Kindheit und Jugend addieren sich aus den direkten Einsparungen im Gesundheitssystem aufgrund vermiedener Folgeerkrankungen des Bewegungsmangels und aus der Reduktion der volkswirtschaftlichen Kosten, die aufgrund von Krankenständen und Frühpensionierungen entstehen. Diese Effekte verstärken sich vor allem in einer langfristigen Betrachtung über die Lebensspanne der heutigen Kinder und Jugendlichen, denn die Folgeerkrankungen von Bewegungsmangel treten erst deutlich später auf. Unter der Annahme, dass sich der in den letzten Jahrzehnten beobachtbare Trend fortsetzt, belaufen sich die langfristigen Einsparungen auf rund 500 bis 650 Mio. Euro. Zudem entsteht durch die Verhaltensänderung hin zu einem gesünderen Lebensstil ein zusätzlicher nachhaltiger Effekt für die Wirtschaftsleistung in Bezug auf den Konsum sportbezogener Güter und Dienstleistungen.