„Tout est solidaire, tout est solitaire“ (M. Blondel, L’Action, 1893) – alles hängt mit allem zusammen, alles existiert für sich allein. In der Wirtschaft sind letztlich alle Wirtschaftssektoren über Austauschbeziehungen unmittelbar oder mittelbar miteinander verflochten. Diese Verflechtungen werden in komplexen Tabellen, Input-Output-Tabellen (IOT), dargestellt. In vielen, aber nicht allen OECD-Mitgliedsstaaten werden nationale IOT von den jeweiligen Statistikämtern nach einheitlichen Vorgaben erstellt. In Österreich ist Statistik Austria mit dieser Aufgabe betraut.

IOT auf nationaler Ebene bilden die Grundlage der Input-Output-Analyse, einer klassischen und bewährten Methode der empirischen Wirtschaftsforschung. Während IOT dazu dienen, die Leistungsverflechtungen zwischen den verschiedenen Produktionssektoren auszuweisen, geht es bei der Input-Output-Analyse unter anderem darum, die Auswirkungen einer Nachfrageänderung in einem bestimmten Sektor auf alle anderen Sektoren zu bestimmen. Mit Hilfe der Input-Output-Analyse lassen sich auch die Beiträge von Unternehmen und Wirtschaftszweigen zu Wertschöpfung und Beschäftigung berechnen. Denn zusätzlich zu den direkten Effekten aus dem laufenden Betrieb sowie aus Investitionstätigkeit (hier ist darauf zu achten, dass die darauf anfallenden Abschreibungen nicht zu Doppelzählungen führen) werden auch indirekte und induzierte Effekte ausgelöst.

  • Die direkten Effekte entsprechen der Bruttowertschöpfung und der Beschäftigung, welche unmittelbar durch das gegenständliche Unternehmen oder den betreffenden Wirtschaftszweig generiert oder gesichert werden.
  • Die indirekten Effekte entstehen durch Vorleistungsverflechtungen des Unternehmens oder des Wirtschaftszweiges mit anderen Sektoren. Dadurch wird die Endnachfrage in den produzierenden Vorleistungsbetrieben angeregt, die ihrerseits wiederum Vorleistungen benötigen.
  • Auf der Ebene der direkten und indirekten Effekte erwirtschaftete Einkommen wiederum fließen zum Teil erneut in den Wirtschaftskreislauf zurück und lösen induzierte Effekte aus. Hierdurch wird insbesondere die Endnachfrage im (Einzel-)Handel angeregt.

Die Summe dieser drei Effekte ergibt dann den totalen Effekt oder den Gesamteffekt.

Das zunehmende Interesse an ökonomischen Analysen auf regionalem Niveau hat in jüngerer Zeit dazu geführt, dass darüber hinaus regionale Input-Output-Tabellen (zum Beispiel für einzelne Bundesländer) entwickelt wurden. Diese kommen in zwei Ausprägungen vor: Als Ein-Regionen-Tabelle und als multiregionale Tabelle. Der Vorteil multiregionaler Tabellen besteht darin, dass sie im Gegensatz zu Ein-Regionen-Tabellen, welche ausschließlich den intraregionalen Handel in der betrachteten Region berücksichtigen, auch die interregionalen Handelsbeziehungen zwischen den Regionen abbilden. Je kleiner eine Untersuchungsregion gewählt wird, desto größer fällt ceteris paribus der Anteil grenzüberschreitender Handelsbeziehungen aus, sodass die Verwendung multiregionaler Tabellen im Interesse der Analysequalität umso bedeutender wird, je kleiner die gewählte Region ist.

Die Erstellung multiregionaler IOT ist ein aufwendiges und datenintensives Unterfangen, wenn die interregionalen Verflechtungen präzise abgebildet werden sollen. Der Cognion Forschungsverbund verfügt bereits seit über 10 Jahren über multiregionale IOT, die laufend aktualisiert und in ihrer geografischen Erstreckung, zuletzt für Schweizer Kantone, erweitert werden.