Für bestimmte Fragestellungen von ökonomischem und gesellschaftlichem Interesse bedarf es einer Neugruppierung der relevanten Daten. Diese sind zwar in den Ausgangstabellen – etwa der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung– enthalten, doch lässt sich auf dieser Grundlage die jeweils interessierende Fragestellung beispielsweise aufgrund eines zu hohen Aggregationsgrades oder einer nach bestimmten Kriterien erfolgten Zuordnung nicht umsetzen.

So stellen beispielsweise der Tourismus, der Sport, die Sicherheitswirtschaft oder der Gesundheitssektor, wirtschaftsstatistisch gesehen, keine scharf abgegrenzten Wirtschaftszweige, sondern Querschnittsmaterien dar. Deren Aktivitäten involvieren zahlreiche Sektoren in direkter Weise, doch werden selbige im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht in der erwünschten thematischen Gliederung oder Detaillierung als solche erfasst und ausgewiesen.

Um diese wirtschaftlichen Aktivitäten und wechselseitigen Verflechtungen sichtbar zu machen, werden spezielle Input-Output-Tabellen für derartige Querschnittsmaterien entwickelt. Da diese Erweiterungen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, deren Basistabellen analog zu einem Satelliten das Gesamtsystem aus einer 360°-Perspektive heraus sozusagen umkreisen, um aus sämtlichen Konten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung die jeweils interessierende Information zu extrahieren, nennt man selbige Satellitensysteme.

Input-Output-Tabell Satellitenkonto 2

Erweiterte Fassung der Input-Output-Tabelle (vereinfacht)

Dieses vereinfachte 3-Sektoren-Modell zeigt, wie die ursprüngliche Input-Output-Tabelle in den Spalten und Zeilen um die im Satellitenkonto erfassten Teilbereiche der Wirtschaft (S1 und S2), erweitert wird.

Die Anwendungsmöglichkeiten von Satellitensystemen sind vielfältig. Im Vordergrund steht die Darstellung des Ist-Zustandes eines Teilbereiches der Volkswirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dabei kann es sich um klassische Querschnittsmaterien, aber auch um die diversifizierten Aktivitäten großer Unternehmen mit regionaler, nationaler oder sogar internationaler Bedeutung handeln. Satellitensysteme können – wenn sie regelmäßig mit den jeweils aktuellen Daten fortgeschrieben werden – als Prognose-, Planungs-/Simulations- und Kontrollinstrumente eingesetzt werden. Sie stellen damit eine leistungsstarke Erweiterung des Anwendungsspektrums der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung dar und fungieren als ein mächtiges Instrument zur Generierung sowohl wirtschaftspolitisch als auch unternehmensstrategisch entscheidungsrelevanter Informationen.

Das Portfolio des Cognion Forschungsverbundes umfasst sowohl Satellitensysteme für verschiedene Querschnittsmaterien (beispielsweise für den Sport auf der Ebene sämtlicher 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union im Auftrag der Europäischen Kommission, GD Bildung und Kultur) als auch spezifische Satellitenkonten für derzeit über 100 nationale und multinationale Unternehmen.